cn. - "Als wäre es gestern gewesen", erinnerte sich Karl Keirat an den wohl schwersten Gang seines Lebens. Als Vertreter der Reederei "Nordsee" musste er Inge Geißler die Nachricht vom Tode ihres Ehemannes und Vaters ihrer fünf Kinder überbringen. Funker Johannes Geißler war am Mittag des 25. Juni 1963 mit dem Fischereimotorschiff "München" vor der Küste von Westgrönlands untergegangen. Zum 40. Jahrestag der Katastrophe stand Keirat der heute 74-jährigen Cuxhavenerin bei der gestrigen Gedenkfeier im neuen Cuxhavener Fischereimuseum wieder gegenüber. Der Förderverein Schifffahrtsgeschichte hatte eingeladen, um der Opfer zu gedenken. Die erst zwei Jahre alte "München" war 1963 einer der modernsten und bestausgerüsteten Heckfänger und der Stolz der Cuxhavener Reederei. Der Untergang des Schiffes und der Tod von 27 Besatzungsmitgliedern war der größte Rückschlag in der deutschen Nachkriegsfischerei. Im Anschluss trafen sich die Überlebenden Klaus Gerber (damals Matrose), Willi Junge (Netzmacher), Horst Beckmann (1. Steuermann), Heinz Henke sowie Ilse Geißler, die Ehefrau des Funkers. Mit dabei waren auch Kapitän Heinz Pallentin und Peter Wurst, damals angehender Maschinist auf der "München", der eine Reise vorher ausgestiegen war. Einer, der damals mit Kapitän Erwin Trodler die Verantwortung für die Entscheidungen auf der Brücke trug, ist Horst Beckmann. Bis heute hat er die Ereignisse nicht ganz verarbeitet. "Immer wieder träume ich davon, wie wir in die Rettungsinsel eingestiegen sind und wie das auf der Seite liegende Schiff gleich darauf verschwand", erzählte Beckmann.