Den Mitgliedern unserer Montagsrunde bot sich Anfang März eine Gelegenheit, die man nicht alle Tage hat: Die Besichtigung der Nordic, des leistungsfähigsten Schleppers im gesamten deutschen Küstenbereich. Möglich gemacht hatte die Exklusivführung unser Mitglied Norbert Harms, der selbst 40 Jahre als Schlepperkapitän gefahren ist und als Nautischer Inspektor und Fachkraft für Arbeitssicherheit der Reederei den Bau der 2010 in Dienst gestellten Nordic seinerzeit mit betreut hat.
Schon von der Kaikante ist die Nordic absolut beeindruckend. Dass hier ein Kraftpaket liegt, ist nicht zu verkennen: 78 m lang, 16,5 m breit, mit einer Brücke in 15 m Höhe und satten 23.000 PS Maschinenleistung, die einen Pfahlzug von 200 t bringen!
Nordic ist auch sonst kein gewöhnlicher Schlepper. Ihr Einsatzbereich, für den sie von ihrer Ursprungsreederei Bugsier speziell konzipiert und ausgerüstet wurde, ist die Hilfeleistung bei Schiffsunfällen in der Deutschen Bucht. Heute gehört sie der Fairplay Towage Group, operiert aber im Auftrag des in Cuxhaven beheimateten Havariekommandos. Bei Helgoland stationiert, kann sie mit einer maximalen Geschwindigkeit von 20 kn in weniger als zwei Stunden jeden Havaristen in ihrem Einsatzgebiet erreichen.
Der von Kapitän Konstantin Posin geführte Rundgang machte noch einmal nachdrücklich klar, was für ein besonderes Schiff die Nordic ist. Zweimal 1.200 m armdicke Schleppleinen, der beeindruckende Maschinenraum, der Fahrstand auf der Brücke, von dem aus die zwei Propeller, die Bug- und das Heckstrahlruder gesteuert werden, das Hospital, die bordeigene Schlosserei und die ganze Sicherheitsausrüstung nötigten auch den erfahrenen Seeleuten der Montagsrunde großen Respekt ab. Nordic zeichnet sich aber vor allem auch durch die Möglichkeit einer außenluftunabhängigen Atemluftversorgung aus. So kann sich das Schiff ungefährdet Havaristen nähern, aus denen giftige oder sogar explosive Gase austreten. Durch Schleusen können mit speziellen Schutzanzügen ausgerüstete Crewmitglieder dabei an Deck bzw. zurück ins Schiffsinnere gelangen. Die Crew muss für solche Einsätze wegen der sehr anspruchsvollen Abläufe regelmäßig trainieren.
Damit im Ernstfall schnell reagiert werden kann, braucht die Nordic eine Stammbesatzung von 17 Mann. Die Fairplay-Reederei nutzt das mit einer Lehrlingswerkstatt und Schulungsräumen ausgestattete Schiff aber auch für die Ausbildung des Nachwuchses. Dass für den Komfort der Mannschaft gut gesorgt ist, davon konnte sich die Montagsrunde bei der Besichtigung von Kammern und Messen überzeugen. Ein Fitnessraum fehlt an Bord natürlich ebenfalls nicht.
Am Ende ging ein ganz herzlicher Dank an Kapitän Posin für seine sehr informative und sachkundige Führung, an Norbert Harms für die Organisation und an die Fairplay-Reederei, die die Montagsrunde großzügig bewirtet hatte.
Danke für den sehr interessanten Artikel. Auch ich war am 6. März in Cuxhaven um Fotos von dem Schiff zu machen, da ich es derzeit als RC-Funktionsmodell baue. Der Liegeplatz am Lübbertkai hat mich sehr gefreut, da das Schiff dort sehr gut von vielen offiziell zugänglichen Orten einsehbar ist und ich keinen exklusiven Zugang hatte. Es war auch für mich ein sehr schöner Tag und ich habe fast 1.000 Fotos mit nach Hause genommen, die ich ab 7:00 bis zur Abfahrt gemacht habe.