Kenner der Hochseefischerei

Hobbyhistoriker Dieter Kokot ist im Alter von 78 Jahren gestorben / Grundstock fürs Museum gelegt

VON THOMAS SASSEN

Die maritime Szene Cuxhavens
hat Dieter Kokot viel zu verdanken.
Foto: privat

Cuxhaven/Wingst. Die Hochseefischerei war sein Thema, das ihn zeitlebens fasziniert und begleitet hat. Insbesondere die Frage, welcher „Fischdampfer“ wann und mit welcher Besatzung von Cuxhaven aus gefahren ist. Dieter Kokot kannte alle Namen, alle technischen Details. Mit seinem umfangreichen Wissen und seinem einmaligen Archiv hat der Hobbyhistoriker schließlich den Grundstock für das Cuxhavener Fischereimuseum gelegt, aus dem später das heutige Museum „Windstärke 10“ wurde. Am 12. August ist der Mann im Alter von 78 Jahren in seinem Haus in der Wingst verstorben, dem die maritime Szene Cuxhavens so viel zu verdanken hat.

Er war kein einfacher Zeitgenosse, kritisch seine Grundhaltung. Ein Einzelgänger, aber unglaublich
hilfsbereit denjenigen gegenüber, die es ernst meinten. So spann Kokot über Jahrzehnte ein enges Netz an Gleichgesinnten und Vertrauten, die mit ihm an seinem Lebenswerk arbeiteten: einem lückenlosen Archiv zur Geschichte der deutschen Hochseefischerei mit Schwerpunkt Cuxhaven.

Eine seiner wichtigsten Quellen war dabei das Archiv im Deutschen Schifffahrtsmuseum, wo er sich regelmäßig mit anderen Sammlern zum Austausch traf. Dabei war er auf Mitfahrgelegenheiten oder Bus oder Bahn angewiesen, denn Dieter Kokot hatte nie ein Auto.

Er organisierte das „Ahlf“-Treffen

Seine Mutter war 1945 aus Ostpreußen geflüchtet, Dieter Kokot wurde am 14. März 1946 in einem Flüchtlingslager in Dänemark geboren. Danach verschlug es die Familie schon früh nach Cuxhaven, wo er nach seiner Metallerlehre auf Fischdampfern der Reederei „Cuxhavener Hochseefischerei“ (Ahlf) und der Reederei „Nordsee“ und später als Schiffsingenieur in der weltweiten Handelsschifffahrt anheuern konnte.

Obwohl er vor allem aus gesundheitlichen Gründen seinen Broterwerb später an Land verlegen musste, schlug sein Herz weiterhin für die Hochseefischerei. So werden sich einige ältere Cuxhavener an Dieter Kokot als Organisator des Ehemaligentreffens der Reederei Ahlf erinnern, bei dem er mit seinem Fachwissen immer wieder für Überraschungen sorgte.

Die Heimatzeitungen Cuxhavener Nachrichten und Niederelbezeitung nutzte Kokot geschickt als Sprachrohr und Kommunikationshilfe.  Ohne die Zeitungsaufrufe wären die Namen von meist längst verstorbenen Fischersleuten und Kapitänen vermutlich für immer in Vergessenheit geraten. Kokots emsigem Sammeln ist es zu verdanken, dass die fast lückenlosen Besatzungslisten von weit über 100
Schiffen der Nachwelt erhalten geblieben sind.

Diese Lücke wird kaum zu schließen sein

Von der Sammelleidenschaft, die er mit seinem Freund Helmut Stegemann aus Cuxhaven teilte, erfuhr die Öffentlichkeit das erste Mal durch zwei Ausstellungen in der Stadtsparkasse Cuxhaven im Jahre 2010. Damit legte er einen wichtigen Grundstein für das drei Jahre später eröffnete Fischereimuseum, das Kokot sehr am Herzen lag und in dessen Aufbau er sich fachlich entscheidend mit einbrachte.

Der Cuxhavener Fischgroßhändler Horst Huthsfeldt (Kutterfischzentrale GmbH) übergab in Kokots Auftrag das viele Ordner umfassende Schiffs- und Personenarchiv der Hochseefischerei an das Cuxhavener Stadtarchiv, wo es der Fachwelt und interessierten Nachfahren für künftige Recherchen zugänglich bleiben wird.

In der maritimen Szene und insbesondere beim Förderverein Schifffahrtsgeschichte Cuxhaven hinterlässt der Verstorbene eine Lücke, die kaum zu schließen sein wird.

Aus Cuxhavener Nachrichten vom 04.09.2023

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